Alleine schaffst du es niemals – zum Tod von Charles Geschke
Der Adobe-Mitgründer entwickelte eine Programmiersprache zu Händen Druckertypen und Setzmaschinen – und schließlich Portable Document Format. Charles Geschke ist mit 81 Jahren gestorben.
Von
- Detlef Borchers
Im Alter von 81 ist Charles Geschke in Kalifornien gestorben. Er gründete zusammen mit John Warnock im Jahr 1982 Adobe Systems, wo die Drucker-Programmiersprache PostScript entstand. Von 1987 bis 1994 leitete er Adobe und verantworte den Kauf von Aldus für 446 Millionen Dollar. Später war er der Vorsitzende des Aufsichtsrates, dem er bis April 2020 angehörte.
Aus einer Druckerfamilie
Charles Matthew Geschke wurde am 11. September 1939 in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio geboren. Die Mutter arbeitete bei Gericht, der Vater war Drucker und entstammte einer großen Druckerfamilie. Sein fachliches Urteil spielte bei der Entwicklung von PostScript eine wichtige Rolle. Nach der Schule studierte Charles Geschke an der jesuitischen Xavier University, zunächst klassische Sprachen, dann Mathematik. Von 1963 bis 1968 unterrichtete er in diesem Fach. 1972 promovierte er an der Carnegie Mellon University mit einer Arbeit über Compiler und ging dann zum berühmten Forschungszentrum PARC von Xerox.
Im Jahre 1978 wurde Geschke Leiter des Imaging Sciences Laboratory am PARC und stellte eine Reihe von Programmierern ein, unter ihnen den ein Jahr jüngeren John Warnock. Zusammen mit Martin Nevell entwickelte dieser die Drucker-Programmiersprache JaM (John and Martin Programming Language) für Xerox-Drucker. Unter Geschkes Leitung entstand die wesentlich komplexere Programmiersprache Interpress für Xerox-Laserdrucker. Die für Xerox entwickelte Programmiersprache wollten Warnock und Geschke so erweitern, dass sie alle Druckertypen und Setzmaschinen steuern konnte. Als sich die beiden mit dieser Idee nicht durchsetzen konnten, verließen sie das PARC 1982 und gründeten Adobe Systems, benannt nach einem Bach am Haus von Warnock. Zusammen mit sechs weiteren vom PARC mitgekommenen Programmierern entwickelten Geschke und Warnock PostScript, zunächst für den Apple Laserwriter, der 1985 auf den Markt kam und das Desktop Publishing begründete. Zur Ausführung von PostScript wurde der Motorola-Prozessor 68000 angesteuert, das Programm selbst füllte ein ROM von einem halben Megabyte, wie sich John Warnock erinnerte. Weitere Drucker folgten.
Gratis – der Durchbruch für PDF
Der große Erfolg von PostScript und DTP kam mit dem Nachteil, dass die junge Firma Adobe zunächst stark von Apple abhängig war. Auch die nächsten beiden Produkte, der Adobe Illustrator 1987 und Photoshop im Jahre 1990, waren zunächst auf Apples Hardware ausgerichtet. Unter der Geschäftsführung von Charles Geschke verließ Adobe den Nischenmarkt im Jahre 1994, als man die Firma Aldus mit dem DTP-Programm Pagemaker aufkaufte. Von dieser Basis ausgehend konnte sich Adobe auf die Distribution von elektronischen Dokumenten konzentrieren. 1993 entstand das Portable Document Format (PDF), das erfolgreich wurde, weil sich Geschke und Warnock dafür entschieden, den PDF-Leser gratis auszuliefern.
"Konzentriere dich auf die Menschen, die dir helfen werden"
1994 zog sich Geschke vom operativen Geschäft zurück und wechselte in den Aufsichtsrat der Firma. Zusammen mit Warnock erhielt er eine Reihe von Auszeichnungen, darunter 2008 die nationale Technologiemedaille (National Medal of Technology) der USA, überreicht durch US-Präsident Obama. Zusammen mit seiner Frau Nancy bekam er 2012 den St. Elizabeth Ann Seton Award für die Förderung katholischer Bildungseinrichtungen. Im Interview sagte "Chuck" Geschke ähnlich wie Steve Jobs, dass man keine Angst haben und Risiken eingehen soll. Aber er ergänzte: "Konzentriere dich auf die Menschen, die dir helfen werden, das zu erreichen, was du erreichen willst, denn du wirst es nicht alleine schaffen."
(tiw)
Quelle: www.heise.de