App Store: Apple bringt Werbung in Hauptansicht
Parallel zum Vorgehen gegen Tracking durch Dritt-Apps baut Apple sein Werbegeschäft aus: Der App-Laden blendet Banner nun an einem prominenten Ort ein.
Mac & i Von
- Leo Becker
Mehr Werbung im App Store: Die Hauptansicht für die Suche enthält nun einen neuen, festen Bannerplatz am oberen Ende der "empfohlenen" Apps. Dort wird in ersten Ländern ab sofort Werbung geschaltet, darunter auch Deutschland. Der Such-Tab werde täglich von mehreren Millionen Nutzern besucht, teilte Apple mit – das Unternehmen könne damit Kunden schon vor der Durchführung einer Suchanfrage erreichen. Auch auf dem neuen Bannerplatz darf nur Werbung für iOS-Apps gezeigt werden, andere Produkte sind nicht zulässig.
Werbeschaltende geben ein bestimmtes Budget vor, abgerechnet wird auf CPM-Basis (Kosten für 1000 Einblendungen). Der tatsächliche Preis wird dabei per Zweitpreisauktion ermittelt und basiert somit darauf, was der zweithöchste Bieter zu zahlen bereit ist, wie Apple erklärte.
Apples Targeting-Optionen
App-Anbieter und Entwickler können aus Apples Targeting-Optionen wählen, um bestimmte iPhone- und iPad-Nutzergruppen zu erreichen, etwa nach Standort, Altersgruppe und dem verwendeten Gerät. Apple ordnet Nutzer anhand ihres Einkaufs-, Downloads- und Suchverhaltens in den eigenen digitalen Läden zudem in bestimmte Segmente ein.
Applet betont, kein Tracking zu betreiben, weil die gesammelten Nutzerdaten nicht Anbieter-übergreifend verwendet werden. Der Konzern fällt damit nach der eigenen Auslegung auch nicht unter die Vorgaben seiner Tracking-Transparenz-Initiative, die derzeit parallel mit iOS 14.5 umgesetzt wird – und in der Werbebranche für Verunsicherung sorgt. Für Anbieter-übergreifendes Werbe-Tracking müssen Dritt-Apps erst die Erlaubnis des Nutzers einholen. Besonders das Geschäft mit sogenannten App-Install-Ads, das in direkter Konkurrenz zu Apples Suchwerbung im App Store steht, dürfte davon erheblich beeinträchtigt werden.
Analysten schätzen, dass Apple inzwischen rund 2 Milliarden US-Dollar pro Jahr mit Werbung umsetzt, der zusätzliche Bannerplatz dürfte für Wachstum sorgen. Apples Werbegeschäft reicht zurück bis zu Steve-Jobs-Zeiten: Der Apple-Gründer wollte ursprünglich eine exklusive Werbeplattform für Mobilgeräte-Apps schaffen, die hochwertigen TV-Spots den Rang ablaufen sollte. Das Geschäft scheiterte nicht zuletzt wegen der ursprünglich angesetzten astronomischen Banner-Preise.
Interne Debatte: Werbebanner ein Widerspruch
Im Rahmen des Rechtsstreits zwischen Epic und Apple neu veröffentlichte E-Mails zeigen, dass Apple intern schon vor vielen Jahren Interesse an Werbeschaltungen im App Store hatte: Man könne damit auch der Manipulation der Top-Charts durch Bots und Marketing-Firmen entgegentreten und das dafür gezahlte Geld einfach selbst einsammeln, heißt es in einem Schriftwechsel zweier Manager. Das Problem bestehe aber darin, dass Apple-Chef Tim Cook "der Welt erzählt, dass wir großartige Produkte machen, ohne Nutzer zu monetarisieren". Ads würden in komischem Widerspruch dazu stehen.
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(lbe)
Quelle: www.heise.de