Elon Musk schickt Bitcoin auf Talfahrt
Elon Musk geprägt mit einer Daumenbewegung die Kurse von Kryptowährungen. Kürzlich schickte er Bitcoin unten und Dogecoin nachher oben.
c’t Magazin Von
- André Kramer
- Georg Schnurer
Anfang Mai ließen zwei Finanzschwergewichte Skepsis am Konstrukt Bitcoin verlauten und erschütterten damit das Vertrauen in die Kryptowährung. Von 41.000 Euro am 14. Mai fiel der Kurs innerhalb weniger Tage auf etwa 32.000 Euro und stabilisierte sich anschließend wieder leicht. Auf seinem Höchststand im April 2021 war der Bitcoin über 53.000 Euro wert. Am 23. Mai erreichte er seinen niedrigsten Wert seit Anfang Februar: weniger als 28.000 Euro. In drei Wochen hat sich der Wert eines Bitcoins damit nahezu halbiert.
Der Bitcoinkurs zeigt sich im Jahr 2021 wechselhaft: Ende Mai stand er wieder dort, wo er Anfang Februar seinen Höhenflug begann.
Eines der verantwortlichen Schwergewichte war Elon Musk. Der Krypto-Guru hatte am 14. Mai angekündigt, der von ihm geführte Autohersteller Tesla würde die Blockchain-Währung künftig nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptieren. Im Februar hatte Tesla noch eine Milliarde US-Dollar in Bitcoin investiert. Das andere Schwergewicht: China. Die National Internet Finance Association of China, die China Banking Association und die Payment and Clearing Association of China erklärten am 19. Mai einig, Geschäfte mit Kryptowährungen zu untersagen.
Krypto-Bro Musk
Wiederum war es Krypto-Bro Musk, der den Kurs einer anderen Währung in die Höhe trieb: Dogecoin. Die Spaßwährung basiert auf einem Hunde-Meme und entstand als Parodie auf Bitcoin. Ein Tweet von Elon Musk, der das Hundelogo mit einer Dollarnote verband, genügte: "How much is that Doge in the window?" In wenigen Minuten stieg der Dogecoin von 0,36 US-Dollar auf 0,46 US-Dollar.
Musk löst später auf, es handele sich bei dem Bild lediglich um einen Aufkleber auf seinem Laptop. Der Tweet hat dennoch genügt, die Gemeinde der internationalen Kryptowährungsspekulanten in Bewegung zu setzen. Dogecoin erlaubt eine weitaus höhere Zahl an Münzen als Bitcoin, nämlich 100 Milliarden statt 21 Millionen. Das erklärt den stark unterschiedlichen Kurswert der beiden Währungen.
c’t prophetisch
Mitunter erweist sich eine Aussage in c’t schon mal als prophetisch, wie etwa in unserem Bericht über die Chancen und Risiken von Kryptowährungen.
In c’t 11/2021 berichteten wir ausführlich über Bitcoin, Ethereum & Co. Neben den technischen Hintergründen und den Unterschieden zwischen den gebräuchlichen Kryptowährungen gingen die Kollegen Mirko Dölle und Christof Windeck auch auf die Risiken von Geldanlagen in diese digitalen Werte ein. Ihre am 8. Mai veröffentlichte Warnung „es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Kurs drastisch fällt“, sollte sich schneller bewahrheiten als gedacht. Kurz nach Erscheinen der c’t 11/2021 sorgte Elon Musk am 16. Mai durch eine Antwort auf einen Tweet für einen drastischen Kurssturz beim Bitcoin. Ein möglicher Ausstieg von Tesla aus der Kryptowährung versetzte die Spekulanten anscheinend so in Aufruhr, dass der Kurs auf ein Dreimonatstief von 42.000 US-Dollar fiel.
Zwar erholte sich die Kryptowährung kurz darauf wieder etwas, doch schon am 22. Mai folgte der nächste Kursrutsch, nachdem China bekräftigt hatte, dass man energisch gegen das Mining, also gegen die energieintensive Herstellung von Kryptogeld, vorgehen wolle. Zuvor hatte China Banken und Zahlungsdienstleistern bereits jegliches Geschäft mit Bitcoin und Co. untersagt. Infolgedessen fiel der Bitcoin-Kurs bis auf 36.679 Dollar. Auch wenn aktuell (Stand 26.5.2021) eine leichte Kurserholung zu beobachten ist, hat der Bitcoin so innerhalb eines Monats gut 26 Prozent seines Werts verloren.
Das zeigt deutlich, wie anfällig Kryptowährungen für äußere Einflüsse sind. Besonders staatliche Eingriffe können den Kurs hier drastisch abstürzen lassen – und China ist bei weitem nicht das einzige Land, dem unregulierte und unkontrollierte Digitalwährungen ein Dorn im Auge sind.
Sowohl die Verbände der chinesischen Finanzindustrie als auch Musk führten eine ähnliche Argumentation gegen den Handel mit Kryptowährung an: den horrenden Energieverbrauch. Bitcoin & Co. sind als Zahlungsmittel im Alltag praktisch unbrauchbar, sondern dienen nahezu ausschließlich der Spekulation. Die hat allerdings einen hohen Preis, denn das aufwendige Verwalten der Transaktionen findet vor allem in Ländern mit niedrigen Stromkosten statt. Und dieser Strom wird in erster Linie in Kohlekraftwerken gewonnen.
Gigantischer CO2-Ausstoß
Der Stromverbrauch der Bitcoin-Währung lässt sich aufgrund seiner dezentralen Natur nur schätzen. Laut einer Untersuchung der Universität von Cambridge entspricht er etwa dem der Niederlande. Laut digiconomist.net bewege sich der jährliche CO2-Ausstoß von etwa 56 Millionen Tonnen zudem in etwa auf dem Niveau aller Rechenzentren der Welt zusammen.
Aus diesen Gründen will auch die Europagruppe der Grünen im Europaparlament den Handel mit Kryptowährungen regulieren. Der Abgeordnete der Grünen im Europaparlament Sven Giegold forderte Mitte Mai, den Ressourcenverbrauch zu deckeln. US-Präsident Joe Biden kündigte am 21. Mai außerdem an, Transfers über 10.000 Dollar müssten künftig den US-Steuerbehörden mitgeteilt werden.
Die Diskussion um den schädlichen Handel ist durch Elon Musk nun im Bitcoinkurs angekommen. Das zeigt abermals, wie hochvolatil Kryptowährungen sind. Anders als nationale Währungen basieren die Kurse ausschließlich auf Vertrauen – und das beginnt angesichts der berechtigten Kritik am CO2-Fußabdruck der Kryptowährungen zu wanken. Die Rufe nach weniger energieintensiver Alternativen werden zur gleichen Zeit immer lauter.
c’t Ausgabe 13/2021
Windows-User kennen die Ermahnung, das Microsoft-Konto zu nutzen. Fluch und Segen dieses Kontos beleuchten wir in c’t 13/2021. Wir zeigen, wie Sie Internet-Ausfälle überbrücken, haben Mini-PCs fürs Homeoffice, Mainboards für Ryzen-CPUs, Tools für virtuelle Gruppenchats und diverse Android-Smartphones getestet und Infoquellen für Wertpapier-Anleger zusammengetragen. Ausgabe 13/2021 finden Sie ab dem 4. Juni im Heise-Shop und am gut sortierten Zeitschriftenkiosk.
(akr)
Quelle: www.heise.de