Tails 4.20: Neuer Tor-Assistent für überwachte Nutzer
Das neue Tool Tor Connection hilft beim Aufbau von Verbindungen zum Tor-Netzwerk – nicht zuletzt zu Gunsten von Bridge-Verbindungen, welche die Tor-Nutzung verschleiern.
iX Magazin Von
- Ulrich Wolf
Das anonymisierende Betriebssystem Tails ist in Version 4.20 erschienen. Es bringt jetzt die größeren Änderungen bei der Verbindung in das Tor-Netzwerk mit, die schon für Tails 4.19 geplant waren, dann aber verschoben wurden.
Die Tails-Entwickler haben dazu einen Assistenten zum Aufbau von Tor-Verbindungen eingeführt. Dieser soll vor allem jenen Nutzern helfen, deren Internet-Zugang direkt überwacht wird, die in stark zensierten Netzwerken unterwegs sind oder schlechte Netzanbindung haben.
Außerdem erhielt der in Tails enthaltene Passwort-Manager KeePassXC ein größeres Upgrade von Version 2.5.4 auf 2.6.2, das mit einem Redesign der Nutzeroberfläche einhergeht. Auch OnionShare, ein Programm für Chats und Dateiaustausch im Tor-Netz, legt einen größeren Versionssprung hin, und zwar von 1.3 auf 2.2. Ein Update des Linux-Kernels auf 5.10.46 verspricht bessere Hardware-Unterstützung.
Assistierter Verbindungsaufbau
Der Tor Connection Assistant soll nach Aussage der Entwickler eine Reihe von Problemen lösen, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben. Vorerst ging es vor allem darum, den Aufbau von Verbindungen zum Tor-Netz mittels Bridges zu optimieren. Dieser dient dazu, die Nutzung von Tor gegenüber einem lokalen Überwacher zu verschleiern, um nicht von vornherein verdächtig zu wirken – oder aber um in zensierten Netzen überhaupt Tor-Zugang zu haben. Der Assistent vereinfacht die Nutzung von Bridges und bietet diese Option bereits beim Verbindungsaufbau an. In vorangegangenen Tails-Versionen mussten dazu bereits vor dem Start einer Tails-Session die Voreinstellungen manuell angepasst werden.
Der Assistent Tor Connection unterstützt Anwender beim Verbindungsaufbau.
Künftige Versionen des Assistenten sollen mehr bieten, betonen die Entwickler in ihrer Ankündigung. So sollen sich künftig die Konfiguration von Zugangspunkten auf persistentem Speicher sichern, WLAN-Ausfälle feststellen und neue Tor Bridges schneller finden lassen. Diese Erweiterungen sollen in die kommenden Tails-Versionen einfließen.
Größere Versionssprünge
Mit dem Update von OnionShare kommt die Option, statische Webseiten als anonyme Onion-Services anzulegen. Ferner sind eine verbesserte Sprachunterstützung sowie zahlreiche Bugfixes und kleinere neue Features, die zwischen den Versionen 1.3 und 2.2 der Filesharing-Software aufgelaufen sind, mit an Bord.
Auch die Nutzer des Passwort-Managers KeyPassXC können sich über eine Menge von Features und Fixes freuen. Hier ist vor allem das Changelog für Version 2.6.0 interessant. Vom Kernel-Update auf Linux 5.10.46 profitiert vor allem die Hardware-Unterstützung bei WLAN und Grafik.
Modellpflege
Die weiteren Änderungen fallen in die Kategorie kleinere Updates: Die integrierte Version des Mail-Clients Thunderbird klettert auf 78.11.0, der Tor-Browser ist jetzt in Version 10.5.2 enthalten, Tor selbst in Version 0.4.5.9. Nach wie vor bildet Debian 10 ("Buster") die Grundlage des sicherheitsoptimierten Live-Systems.
Für die Installation auf einem USB-Stick stehen Anleitungen für Windows, Linux und macOS zur Verfügung. Automatische Updates schon bestehender Tails-Installationen lassen sich ebenfalls durchführen, allerdings erst ab Version 4.15. Wer ältere Versionen upgraden will, muss das manuell tun oder das automatische Update auf der Shell mit einem kleinen Fix reparieren, den die Entwickler bereitstellen.
Die nächste Version von Tails soll am 10. August 2021 erscheinen, ab dann erfolgen Minor Releases im Monatsrhythmus. Der Sprung auf Tails 5.0 steht laut aktueller Roadmap für Juni 2022 an.
(ulw)
Quelle: www.heise.de