Angriff aufs Kapitol: Diebin wollte Pelosis Laptop angeblich Russland verkaufen
Bei dem Angriff aufs Kapitol in den USA wurden wohl mindestens zwei Laptops gestohlen. Eine Verdächtige wollte verdongeln vorgeblich an Russland verkaufen.
Von
- Martin Holland
Nach dem Angriff auf das Kapitol in Washington D.C. hat das FBI unter anderem auch den Hinweis bekommen, dass eine Angreiferin einen Laptop aus dem Büro der Sprecherin des Repräsentantenhauses gestohlen haben soll und ihn angeblich an Russlands Auslandsgeheimdienst verkaufen wollte. Die US-Bundespolizei geht dem aktuell nach, die Frau wurde inzwischen festgenommen. Schon kurz nach dem Angriff am 6. Januar hatten Beobachter darauf hingewiesen, dass die panikartige Flucht von Abgeordneten und Mitarbeitern auch teils sensible IT entblößt haben und die Aufarbeitung für Cybersecurity-Experten schwierig werden dürfte.
Jede Menge Videobeweise
Der Vorwurf gegen die 22-jährige Verdächtige findet sich nun in einer eidesstattlichen Erklärung des FBI zu einem Antrag auf einem Haftbefehl vom Wochenende. Darin werden mehrere Zeugen zitiert, die bestätigen, dass sich die Frau an dem Angriff auf das US-Parlament beteiligt hat. In einigen der vielen Videos des Geschehens – die größtenteils von den Angreifern selbst gemacht und veröffentlicht wurden – sei außerdem zu sehen, wie die Frau den Mob zum Büro von Nancy Pelosi zu leiten versucht. Die Sprecherin des Repräsentantenhauses ist eine der wichtigsten Politikerinnen der Demokraten und ein Feindbild für Trump-Anhänger wie jene, die sich an dem Angriff beteiligt haben.
Ein Hinweisgeber habe dem FBI dann versichert, die Verdächtige habe "einen Laptop oder eine Festplatte" gestohlen und die Beute über eine Kontaktperson in Russland an den dortigen Auslandsgeheimdienst SWR verkaufen wollen. Aus unbekannten Gründen sei das aber gescheitert, die gestohlene Technik sei also weiter in Besitz der Frau oder zerstört worden. Ein Mitarbeiter Pelosis hatte auf Twitter mitgeteilt, dass ein Laptop vermisst würde, der sei aber lediglich für Präsentationen genutzt worden. Die Verdächtige ist inzwischen in ihrem Heimatstaat Pennsylvania festgenommen worden.
Das FBI selbst erklärt, dass den Vorwürfen gegen die Frau nachgegangen würde. Trotzdem unterstreichen sie einmal mehr den sich verändernden Fokus der Aufarbeitung. Standen kurz nach dem Angriff vor allem die skurrileren Teilnehmer im Rampenlicht, wurde inzwischen immer deutlicher, wie gefährlich der Angriff tatsächlich war. Bei den Angreifern im Kapitol handelte es sich um den harten Kern jener durchaus nicht kleinen Gruppe von US-Amerikanern, die überzeugt sind, Donald Trump sei durch Betrug um einen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen gebracht worden. Der hatte es teilweise gezielt auf Politiker abgesehen. Gleichzeitig ist immer noch nicht klar, was die Angreifer mit der IT angestellt haben und wie stark sie kompromittiert wurde. Neben Pelosi hatte noch ein Senator einen gestohlenen Laptop gemeldet.
[Update 19.01.2021 – 11:20 Uhr] Der Vorwurf lautet, dass die Verdächtige den Verkauf geplant habe. Der Titel und eine Formulierung im Text wurde entsprechend geändert.
(mho)
Quelle: www.heise.de