Sony OLED-TV 65-zölliges Topmodell nutzt wie alle Fernseher des japanischen Unterhaltungsspezialisten Android TV als Betriebssystem. In dessen umfangreichen Einstellmenüs verliert man sich schnell. Zum Glück hat Sony eine Schnellstartleiste vorgesehen, die sich mit einem Klick auf das Zahnrad öffnet. In ihr lassen sich die am häufigsten genutzten Einstellungen nach vorn holen. Wenn man zusätzlich die bevorzugten Apps auf dem Home-Screen fixiert und die anderen entfernt, wird die Bedienung deutlich übersichtlicher.
Das Smart-TV bietet alle wesentlichen Streaming-Apps, Chromecast ist ebenso direkt eingebaut wie Apple AirPlay. Die Sendersuche dauert eine gefühlte Ewigkeit, die gefundenen Sender lassen sich sortieren, das Anlegen einer Favoritenliste erfordert eine gewisse Leidensfähigkeit. Man kann TV-Sendungen auf einen per USB angeschlossenen Speicher aufnehmen, die Möglichkeit zum Timeshift fürs zeitversetzte Fernsehgucken fehlt.
Ausgezeichnete Bildqualität
Sony gibt sinnvolle Bildpresets vor, beim Streamen von Inhalten im HDR-Format Dolby Vision lassen sich Bildparameter bei Bedarf manuell anpassen – das ist nicht bei allen Herstellern möglich. Wir haben den Kontraststeller etwas zurückgenommen und den Schwarzwert etwas erhöht. Anschließend wirkt die Darstellung sehr natürlich und sehr gut aufgelöst. Die Spitzenleuchtdichte des KD-65A8 erreicht im HDR-Betrieb 750 cd/m2, was für ein großes OLED-TV gut ist. Das satte Schwarz des OLED-TV gefällt ebenso wie die blickwinkelunabhängige Darstellung.
Statt des Filmmaker-Modus bietet Sony beim Streamen den Modus Netflix Calibrated an. Bei anderen Signalquellen erhält man im Anwender-Modus eine ausgewogene Darstellung und kann sich einen eigenen Filmmaker-Modus anlegen, indem man darin auch die Reality Creation abstellt.
Farbkanten und Jitter
Erst bei genauem Hinsehen offenbart der 65-Zöller Schwächen. So stellt er Schrift nur im Grafikmodus ohne Farbsäume dar, im Preset Spiel ist Schrift noch gut lesbar, in allen anderen Modi gibts starke Farbsäume und Überschärfungen. Komplett ändern konnten wir das auch über die diversen Menüeinstellungen nicht. So krisselten ein Pixel breite Linien bei Zuspielung von HDR-Bildern außer im Grafik-Preset stark, Sonys Bildoptimierung „Reality Creation“ minderte die Bildunruhe immerhin etwas im Spiel-Preset.
Wer den großen Schirm als Monitor nutzen möchte, muss außerdem den Overscan abstellen. Das klappt nur, wenn man die Pixelverschiebung in der Experteneinstellung deaktiviert – da die Verschiebung gegen Einbrennen wirkt, sollte man sie nicht dauerhaft abschalten. Helle Stellen blieben nach kurzer Anzeigedauer auch nach einem Bildwechsel im Hintergrund sichtbar, sie verschwanden aber ebenso schnell wieder.
120-Hertz-Signale nimmt das TV nur in Full-HD-Auflösung entgegen, mehr gibt sein HDMI-2.0-Eingang nicht her. Das ist schade, denn das OLED-Display wäre allemal flink genug für schnelle Bildwechsel. Besitzer der neuen Spielkonsolen weichen deshalb besser auf OLED-TVs von LG aus, die bereits 4K/120 Hertz des HDMI 2.1 unterstützen.
Subjektiv wirkt der Sony-Schirm gleichmäßig ausgeleuchtet, beim Nachmessen erwiesen sich zwar die Ecken als deutlich dunkler, aber das Bild ist nicht fleckig. Im Videobetrieb benötigt der 65-Zöller 145 Watt, der Wechsel in den Stand-by dauerte eine Ewigkeit: Nach einer Stunde war noch nichts passiert, nach drei Stunden reduzierte sich die Leistungsaufnahme auf 8,3 Watt, über Nacht wurden es dann 0,3 Watt. Eine solche ärgerliche Energieverschwendung zeigen Sony OLED-TVs seit geraumer Zeit. Wer das TV deshalb über Nacht komplett vom Strom trennen möchte, sollte ihm nach dem Abschalten per Fernbedienung noch ein Stündchen Zeit einräumen, damit der Fernseher seine Routinen gegen das Einbrennen am OLED-Schirm ausführen kann.
Fazit
Sony OLED-TV KD-65A8 überzeugt mit seiner ausdrucksstarken, aber dennoch natürlichen Darstellung. Auch beim Fernsehen bietet er dank der guten Optimierungen ausgewogene, rauschfreie Bilder. Die bemängelten Farbsäume an Schriften wird man im normalen Videobetrieb nicht bemerken.
Der fehlende Timeshift und die umständliche Favoritenliste sind seit mehreren Generationen Bestandteil der Sony-TVs, damit wird man offenbar leben müssen. Den unzulänglichen Stand-by sollte Sony dagegen schleunigst angehen. Wer einen gut ausgestatteten Fernseher sucht, wird aktuell wenig Geräte mit einer vergleichbar guten Darstellung finden. Insofern ist der Preis von 2000 Euro für das große Sony OLED-TV absolut in Ordnung.