Chinesischer Chiphersteller HSMC schließt endgültig
HSMC ist pleite. Die letzten Mitarbeiter wurden per WeChat zur Kündigung innerhalb dreier Tage aufgefordert. Das Milliarden-Projekt ist gescheitert.
Von
- Frank Schräer
Chinas Pilotprojekt für einheimische Chipproduktion ist am Ende. Die Wuhan Hongxin Semiconductor Manufacturing Company (HSMC) hat vor wenigen Tagen die letzten ihrer Mitarbeiter zur kurzfristigen Kündigung aufgefordert, berichtet die South China Morning Post. HSMC ist letztes Jahr das Geld ausgegangen.
HSMC sollte 2020 eigentlich die Chipproduktion mit Strukturen von 14 Nanometern beginnen und ab 2021 an eigener 7-Nanometer-Fertigung forschen. Die chinesische Regierung und lokale Geldgeber sahen dafür Investitionen in zweistelliger Euro-Milliardenhöhe vor. Die Fabrik sollte bei voller Kapazität rund 50.000 Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von 9,25 Milliarden US-Dollar generieren. Damit wollte China die Abhängigkeit von ausländischer Chipfertigung reduzieren. Doch im November 2020 war das 17-Milliarden-Euro-Projekt HSMC insolvent.
Kein Rausschmiss, sondern Kündigungsaufforderung per WeChat
Die letzten 240 Mitarbeiter HSMCs wurden Ende letzter Woche zur Kündigung bis Montagabend aufgefordert. Dies geschah allerdings nicht schriftlich, sondern per WeChat, dem in China allgegenwärtigen Chat-Dienst. Den Mitarbeitern wurden laut South China Morning Post keine Gründe genannt und auch keine Abfindung angeboten. HSMC erklärte in der Nachricht lediglich, dass es keine Pläne zur Wiederaufnahme der Arbeit und Produktion in der Chipfabrik gibt.
HSMC hatte einen Ruf von Verzögerungen, schlechter Kommunikation und wenig Fachwissen unter den Entscheidungsträgern. Demnach wollten Lokalregierung und Investoren um die Gunst der chinesischen Regierung buhlen, ohne viel Ahnung von der Halbleiterindustrie zu haben. Die Coronavirus-Pandemie, die Wuhan schon Anfang 2020 hart getroffen hat, und der Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten verschärften die Situation.
China bleibt abhängig von ausländischer Chipfertigung
Derzeit entwickeln TSMC in Taiwan, Samsung in Korea und Intel in den USA die modernsten Fertigungsprozesse für Halbleiter. Da die Physik für die notwendige Belichtungstechnik immer komplizierter wird, scheiden Unternehmen aus dem Rennen um die fortschrittlichsten Prozesse aus – darunter Globalfoundries. Sogar den einstigen Branchenprimus Intel plagen seit Jahren Verzögerungen.
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China wollte sich mit HSMC sowie mit der Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC) von den genannten ausländischen Unternehmen unabhängig machen. SMIC fertigt bisher in einem eigenen 14-Nanometer-Verfahren, allerdings in vergleichsweise kleinen Stückzahlen. Nach chinesischen Zollinformationen hat China 2020 Chips im Wert von 350 Milliarden US-Dollar importiert, fast 15 Prozent mehr als 2019.
(fds)
Quelle: www.heise.de