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Gaia-X-Bruder: EU-Cloud-Großprojekt IPCEI-CIS geht in die Dating-Phase

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Das Bundeswirtschaftsministerium nimmt Bewerbungen pro Partnerschaften im Rahmen welcher neuen gemeinsamen EU-Initiative pro Cloud-Infrastrukturen entgegen.


    Gaia-X-Bruder: EU-Cloud-Großprojekt IPCEI-CIS geht in die Dating-Phase


    Gaia-X-Bruder: EU-Cloud-Großprojekt IPCEI-CIS geht in die Dating-Phase

(Bild: Tommy Lee Walker / Shutterstock.com)

Von

  • Stefan Krempl

Neben der von Deutschland und Frankreich gestarteten Cloud-Initiative Gaia-X treiben EU-Mitgliedsstaaten parallel ein europäisches Großprojekt für Cloud-Infrastrukturen und -Dienste der nächsten Generation voran. Es handelt sich dabei um ein formelles "wichtiges Vorhaben von gemeinsamem europäischem Interesse" (IPCEI), über das unter dem Dach der Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie und Unternehmertum der EU-Kommission strategische Fördervorhaben gebündelt werden. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) hat dafür nun die deutsche Bewerbungsrunde für Partnerschaften potenziell Beteiligter gestartet.

Im Rahmen des eingeleiteten Interessenbekundungsverfahrens will das BMWi in diesem Sommer Projekte und Unternehmen für den europäischen Prozess auswählen, der verschiedene Partner und Teilvorhaben zu einem Gesamtkonzept zusammenführen soll ("Twinning"). Die Bundesregierung stellt für das vorgesehene IPCEI-CIS (Cloud-Infrastrukturen und -Services) 750 Millionen Euro zur Verfügung. Sie stammen aus dem Topf des deutschen Aufbau- und Resilienzplans nach der Corona-Krise, den die Kommission jüngst freigegeben hat.

Das IPCEI-CIS soll laut dem Plan, den erneut Deutschland und Frankreich entwickelt haben, eine leistungsfähige Cloud-Architektur unter Einbezug verschiedener Anbieter in ganz Europa schaffen. Ziel ist es laut dem BMWi, die Entwicklung neuer Technologien anzustoßen, "die den Austausch und die Verarbeitung sehr großer Datenmengen in dezentralen Systemen in Echtzeit gewährleisten". Nur so könnten Anwendungen wie die Industrie 4.0 und das autonome Fahren vorankommen.

Das bedeutet dem Ressort zufolge, "dass Daten und Datendienste reibungslos fließen können müssen". Dies soll etwa für den Austausch zwischen unternehmenseigene Rechnerwolken, die als "Edge Clouds" nah beim Anwender positioniert sind, und zentralen Infrastrukturen gelten. Dafür sei es nötig, energieeffiziente, hocheffiziente, automatisierte und vernetzte Dienste zu entwickeln. Ein Schwerpunkt soll im Sinne der überarbeiteten EU-Industriestrategie auf "Anwendungen im industriellen Maßstab" liegen.

Mängel in der aktuellen Lage sieht das BMWi, da der Markt für Cloud-Dienstleistungen "von wenigen großen, Unternehmen aus Drittstaaten dominiert" werde. Europäische Anbieter seien dagegen "weitgehend fragmentiert". Insgesamt fehlten "Skalierbarkeit, Interoperabilität und Transparenz von Angeboten". Dies schade dem Wettbewerb und verhindere, "dass die hohen Innovationspotenziale der europäischen Wirtschaft voll genutzt werden können".

Zuvor hatte eine Studie im Auftrag der EU-Kommission ergeben, dass im Cloud-Sektor derweil die Marktposition und die Größe der Hyperscaler Amazon, Google und Microsoft den Eintritt anderer Wettbewerber weniger lohnend machten und den Aufstieg einer europäischen Führungsposition in neuen Segmenten erschwerten. Cloud-Nutzer hätten somit eine sehr eingeschränkte oder gar nicht vorhandene Möglichkeit, zwischen verschiedenen Dienstanbietern zu wechseln und ihre Daten mitzunehmen. Dazu kämen große Bedenken gegen die Nutzung ausländischer Cloud-Dienste etwa aus Gründen des Datenschutzes und der Cybersicherheit.

Mit dem IPCEI-CIS wollen seine Verfechter daher "völlig neue Maßstäbe setzen hinsichtlich Skalierbarkeit, Interoperabilität und Vertrauenswürdigkeit". Nur so könne ein neues Datenökosystem rund um das Internet der Dinge mit seiner Vielzahl von Sensoren entstehen. Das Gemeinschaftsvorhaben solle ferner die Energieeffizienz erhöhen und einen Beitrag zum Green Deal leisten. Allein die dezentrale Struktur der geplanten Infrastruktur berge "großes Energieeinsparungspotential", da die Verarbeitung von Daten zunehmend am Ort der Entstehung erfolgen könne.

Auch die digitale Souveränität wollen Deutschland und Frankreich mit dem Großprojekt stärken. Daten müssten "im Einklang mit den europäischen Werten und Standards generiert, durchsucht, abgerufen, verarbeitet und gemeinsam genutzt werden können". Das IPCEI-CIS werde daher auf Gaia-X aufbauen. Die Parallelinitiative ist bereits weiter fortgeschritten mit ersten Anwendungsskizzen und Leuchtturmprojekten. Diese könnten über das IPCEI-CIS schneller skaliert werden, meint Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Gaia-X steht in der Kritik, da zu den Mitgliedsfirmen neben den US-Hyperscalern auch umstrittene andere Akteure wie die Big-Data-Firma Palantir oder die chinesischen Cloud-Riesen Alibaba und Huawei zählen.

Erfolgreich kann das IPCEI-CIS laut dem BMWi nur werden, "wenn viele Mitgliedstaaten und Unternehmen an einem Strang ziehen". Aktuell seien daran neben den Initiatoren Belgien, Ungarn, Italien, Luxemburg, Lettland, Niederlande, Polen, Slowenien und Spanien beteiligt. Frankreich habe bereits etwa zehn Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 800 Millionen Euro ins Auge gefasst, erklärte der Staatssekretär für digitale Transformation des Landes, Cedric O.

Erste Unternehmen sollen ihre Vorhaben am 22. Juli vorstellen, die offizielle Auftaktveranstaltung des europäischen Twinning-Prozesses plant die slowenische EU-Ratspräsidentschaft für den 29. September in Ljubljana. Spätestens Ende des Jahres werde das IPCEI-CSI bei der Kommission formell angemeldet, erläutert das BMWi. Die Brüsseler Exekutivinstanz könnte dann die Einzelprojekte in der ersten Hälfte 2022 genehmigen.

(bme)

Quelle: www.heise.de

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