Zerschlagung von Real: In diesen Filialen beginnt jetzt der Ausverkauf
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Das Real-Filialnetz steht kurz vor der Zerschlagung. In der Hängepartie um die angeschlagene SB-Warenhauskette Real gibt es nun wichtige Entscheidungen. Das Bundeskartellamt hat die Übernahme von über 100 Real-Filialen an Kaufland und Globus genehmigt. In den ersten Städten beginnt nun der Ausverkauf bei Real. Die Mitbewerber Kaufland und Globus übernehmen die Filialen. Die ersten Märkte sollen bereits in den kommenden Monaten übergeben werden. Das Bundeskartellamt hat den Weg für die Zerschlagung der kriselnden SB-Warenhauskette Real frei gemacht. Der Großflächen-Discounter Kaufland erhielt von der Wettbewerbsbehörde grünes Licht für die Übernahme von bis zu 92 Real-Märkten. Die Supermarktkette Globus bekam die Freigabe für den Erwerb von bis zu 24 Real-Standorten, wie die Wettbewerbsbehörde mitteilte.Für Kaufland ist es die bisher größte Übernahme der Firmengeschichte. Das Unternehmen betreibt bisher bundesweit 670 SB-Warenhäuser und gehört wie Lidl zur Schwarz-Gruppe, dem größten Lebensmitteleinzelhändler Europas. Ursprünglich hatte Kaufland sogar bis zu 101 Real-Filialen übernehmen wollen. Doch bei neun Märkten stellten sich die Wettbewerbshüter quer.Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt betonte: „Wir wollen für die Verbraucherinnen und Verbraucher dort, wo sie einkaufen, genügend Auswahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Lebensmittelhändlern erhalten. Deswegen erlauben wir Kaufland anstatt der 101 angemeldeten nur die Übernahme von bis zu 92 Real-Standorten.“
In diesen Städten steht die Zukunft der Real-Märkte in den Sternen
Kaufland und Globus erhalten zusammen 116 der ingesamt rund 270 Real-Filialen. CHIP Insgesamt hatte Kaufland deutlich mehr Filialen haben wollen. Doch das Kartellamt entschied gegen einige Fälle. Dort könnte nun Edeka zum Zug kommen. Eine Entscheidung soll Ende Februar 2021 stehen. Nach Einschätzung der Wettbewerbshüter wäre durch die Übernahme von Kaufland die Ausweichmöglichkeiten und der Wettbewerb in den Städten Bedburg, Heidenau, Hemer, Heidenheim, Brandenburg, Neubrandenburg, Horb, Dülmen und Falkensee zu stark beeinträchtigt worden. Die Übernahme von bis zu 24 Real-Standorten durch Globus ist dagegen nach Einschätzung der Wettbewerbshüter unproblematisch. Globus kommt in Deutschland mit 47 SB-Warenhäusern lediglich auf einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro.Das Bundeskartellamt prüfte allerdings nicht nur die Auswirkungen der Übernahmen auf die Verbraucher, sondern auch die Effekte auf der Beschaffungsseite, wo sich die Händler und ihre Lieferanten gegenüberstehen. Mundt betonte, die Schwarz-Gruppe mit Kaufland und Lidl baue durch die Übernahmen zwar ihre starke Marktposition beim Einkauf weiter aus. Die Freigabe sei aber dennoch möglich gewesen, weil sich Real-Eigentümer SCP im Gegenzug verpflichtet habe, eine nennenswerte Zahl von Real-Standorten an mittelständische Lebensmittelhändler zu veräußern.Damit gebe es weiterhin eine wichtige Absatzalternative für die Hersteller und Lieferanten von Lebensmitteln in Deutschland. „Nach dem Verlauf des Veräußerungsprozesses war nicht davon auszugehen, dass mittelständische Händler ohne die Einflussnahme des Bundeskartellamtes überhaupt Standorte hätten erwerben können“, betonte Mundt.
In diesen Städten verschwindet Real
Spätestens 2022 soll der Real-Markt im rheinland-pfälzischen Wittlich an Globus übergehen. Der Mietvertrag mit Real endet gegen Ende September 2021.Außerdem geht auch der Markt in Siegen (NRW) an Globus. Gleiches gilt für die Real-Filialen in Duisburg. Hier soll Globus und Kaufland zum Zug kommen.Aus dem Real-Markt in Neu-Edingen (Mannheim) soll ab 2021 eine Kaufland-Filiale werden. In Paderborn zieht ebenfalls Kaufland in den Real-Markt ein.In Edingen-Neckarhausen schließt Real am 31. Januar 2021, wie Mitarbeiter berichten. Dort soll eine Kaufland-Neueröffnung folgenNach exklusiven Informationen zieht Kaufland zudem in Braunschweig (Hamburger Straße) und in Dusiburg (Berliner Straße) ein.Kaufland übernimmt, laut einem Bericht der „Lebensmittel Zeitung“, zusätzlich die ehemaligen Real-Filialen in Detmold, Bochum-Wattenscheid, Edingen-Neckarhausen, Oldenburg, Kulmbach, Ettlingen, Germersheim, Moers, Paderborn, Heinsberg, Aachen, Neuss und Hamm-Heessen.Hier beginnt demnächst der Abverkauf. Ab Februar laufen diese Filialen dann unter dem Namen „Kaufland“ weiter.
Auch Edeka buhlt um zahlreiche Real-Märkte
Kaufland will die Real-Märkte ab dem ersten Quartal kommenden Jahres Schritt für Schritt übernehmen. „In den kommenden Monaten werden wir die Märkte integrieren und als regionale Nahversorger für die Kunden erhalten“, sagte der Chef von Kaufland Deutschland, Ralf Imhof. Bis zu 12.000 Beschäftigte erhielten damit eine neue berufliche Perspektive.Der russische Real-Eigentümer SCP hatte die angeschlagene SB-Warenhauskette mit ihren rund 270 Märkten von der Metro im Frühjahr erworben, um sie zu zerschlagen und weiterzuverkaufen. Neben Kaufland und Globus hat auch Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka beim Bundeskartellamt die Übernahme von bis zu 72 Real-Filialen angemeldet. Doch steht hier die Entscheidung der Wettbewerbshüter noch aus. Die Frist für eine Entscheidung wurde erst kürzlich bis zum 22. Februar kommenden Jahres verlängert.In Deutschland entfallen mehr als 85 Prozent der Umsätze im Lebensmittelhandel auf die vier führenden Handelsketten Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe. Deswegen ist das Bundeskartellamt bei Übernahmen in diesem Bereich besonders wachsam.
Quelle: www.chip.de