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FOSDEM: Vorschau auf kommende Thunderbird-Ausgaben

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Der freie E-Mail-Client Thunderbird soll schrittweise zur Web-App umgebaut werden. Auf welcher FOSDEM gibt es Ausblicke gen neue Funktionen in Version 91.


    FOSDEM: Vorschau auf kommende Thunderbird-Ausgaben

(Bild: MZLA / FOSDEM)

Von

  • David Wolski

Thunderbird wird laut der Präsentation von Chefentwickler Magnus Melin schrittweise zu einer Web-App. Dahinter steht zum einen die Vorgabe der Mozilla Foundation und der bereitgestellten Plattform, die diesen Weg schon vor ein paar Jahren eingeschlagen hat und auf der auch der Webbrowser Firefox aufbaut. Die Thunderbird-Entwickler müssen die verwendeten Technologien und den Code anpassen, oder die Plattform als Fork selbst weiterpflegen. Bei der neuen Dachgesellschaft für den E-Mail-Client, MZLA Technologies Corporation, würde diese zusätzliche Aufgabe jedoch zu viele Ressourcen belegen und weitere Thunderbird-Fortschritte lähmen.

Der zweite Grund hinter dem Umbau ist die Notwendigkeit, dem aktuellen Benutzerverhalten entgegenzukommen. Und die meisten Benutzer erledigen ihre E-Mail-Konversation eben von Smartphones. Die Thunderbird-Entwickler wollen deshalb eine plattformunabhängige Codebasis von ES6-javascript/HTML5 schaffen, aus der sich in Zukunft auch Apps bauen lassen.

Die Thunderbird-Entwickler haben letztes Jahr mit Version 78 alte Zöpfe abgeschnitten und sich von XUL-basierten Erweiterungen getrennt. Als neue Erweiterungsschnittstelle bietet Thunderbird nur die WebExtensions an, die auch schon Firefox, Chrome sowie Microsofts Edge einsetzen. Für viele Anwender bedeutete die Abkehr von XUL und ihrer API auch der Verlust vieler liebgewonnener Erweiterungen.

Für die Thunderbird-Entwickler hieß es, dass zumindest die Verschlüsselung mit OpenPGP eine Funktion von Thunderbird selbst werden muss, nachdem das weitverbreitete Add-on Enigmail in aktuellen Versionen nach 68 nicht mehr funktioniert. Etwas später als zunächst geplant, mit Version 78.2.1 vom August 2020 war es dann endlich so weit und die Grundzüge der Verschlüsselung mit OpenPGP funktionieren in Thunderbird. Wie der leitende Entwickler Magnus Melin der Mozilla-Tochter MZLA in seinem Talk zur FOSDEM 21 angekündigt hat, gehen die angefangenen Änderungen an Thunderbird 2021 konsequent weiter und wird mit Thunderbird 91 einen nächsten Meilenstein erreichen.

Auch wenn die einst von Mozilla entwickelte Markup-Sprache XUL (XML User Interface Language) für Add-ons schon nicht mehr funktioniert, steckt immer noch eine Menge XUL in der Oberfläche von Thunderbird. Angepeilt ist, mit Thunderbird 91 den gesamten XUL-Code gegen XHTML und Javascript ausgetauscht zu haben. Und auch unter der grafischen Oberfläche wendet sich Thunderbird Webtechnologien zu und die Entwickler wollen mehr und mehr Javascript anstatt C++-Code verwenden.

Neben Zukunftsmusik gab es auch konkrete Neuigkeiten für Thunderbird 91 zu hören. Diese neue Hauptversion des E-Mail-Clients soll im Sommer 2021 erscheinen und dann endlich wie Firefox eine Multiprozess-Architektur namens "Thunderbird Fission" haben. Bislang lädt Thunderbird jede Nachricht und jede besuchte Webseite über einen einzigen Hauptprozess. Die Neuerung erlaubt die lange geforderte Multi-Ordner-Ansicht, um mehrere Nachrichtenordner gleichzeitig zu öffnen. Die Darstellung von Dokumenten wie PDFs soll intern das von der Mozilla Foundation gepflegte PDF.js übernehmen, wie schon seit 2013 im Webbrowser Firefox. Zu Adressbüchern soll sich Thunderbird mit einer eigenen Implementierung von CardDAV verbinden. Für Kalender soll die bisher verwendete Bibliothek "libical" dem Javascript-basierten "ical.js" weichen, sobald dies performant genug ist. Veraltete Mail-Encodings werden mit Thunderbird 91 der Vergangenheit angehören – die neue Version wird nur noch das Verfassen in UTF-8 unterstützen. Der bereits integrierte Instant-Messaging-Client soll Unterstützung für Matrix hinzugewinnen.

Bis Thunderbird 91 fertig ist, wird das Entwicklerteam monatliche Beta-Versionen veröffentlichen. Aktuell steht der Beta-Kanal bei Version 86, die sich über die offizielle Webseite für Windows, Mac OS und als vorkompilierte Binary für Linux herunterladen lässt.

(tiw)

Quelle: www.heise.de

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