Gut Ding will Weile haben, sagt man. Das ehrgeizige Starlink–Projekt von Elon Musks Firma Space X tritt sechs Jahre nach der Ankündi–gung in die operative Phase: Rund 30.000 niedrig fliegende, miteinander vernetzte Satelliten sollen die Erde umkreisen und entlegene Gebiete mit einem Internet–zugang versorgen – mit höheren Übertra–gungsraten und niedrigeren Latenzen als bisherige Kommunikationssatelliten.
Massenstarts weben das Netz
Die Massenstarts von jeweils rund 60 der 260 Kilogramm schweren Himmelskörper laufen wie am Schnürchen. Gegenwärtig sind 894 der auf fünf Jahre Lebenszeit konzipierten Satelliten im Umlauf, mehr–heitlich auf Bahnen in rund 550 Kilometer Höhe. Eine Beta–Phase für Nutzer läuft mit Höhen und Tiefen seit Sommer, weshalb Starlink selbst von einer „Besser–als–nichts“-Testphase spricht und die Inge–nieurin Kate Tice kürzlich in einem Vi–deostream zum Start der 16. Staffel von Satelliten ausplauderte, dass sie bis in den Januar oder Februar verlängert werde. Ur–sprünglich war die allgemeine kommer–zielle Freigabe noch für das Jahr 2020 geplant. Daraus wurde nichts.
Auch für den Endausbau der Konstel–lation wird es eng, denn die SpaceX–Rake–te Starship ist zwar jüngst erfolgreich ge–flogen, sie explodierte aber bei der Lan–dung. Sie sollte eigentlich pro Start 400 Starlink–Satelliten in Umlauf bringen. Eile tut not, denn die Genehmigungen der US–Behörde FCC für die Starts laufen aus: Bis März 2024 muss die Hälfte der im ers–ten Schwung beantragten 4426 Satelliten oben sein.
Keine Konkurrenz
Das Satellitennetzwerk Starlink soll laut Elon Musk keine Konkurrenz für Fest– und Mobilnetzanbieter sein. Vielmehr sollen Gegenden mit schnellem Internet versorgt werden, für die sich ein terrestrischer Aus–bau nicht lohne. Auch für Kunden in Deutschland ist die Öffnung angekündigt. Tatsächlich hat Starlink bei der Bundesnetz–agentur Anträge für eine Satellitennetzzu–teilung und für drei Bodenstationen gestellt. Letztere werden im Ka–Band betrieben; die Satellitenrouter der Nutzer im Ku–Band, also auf 10,95 bis 12,70 Gigahertz im Downlink und 14,0 bis 14,5 Gigahertz im Uplink. Der harmonisierte europäische Standard für die Nutzer–Terminals ist unter der Bezeichnung ETSI HEN EN 303 981 in der finalen Ab–stimmung beim Normungsgremium ETSI.
In Deutschland wurde im November 2020 in Frankfurt am Main die Starlink Deutschland GmbH gegründet. Sie soll für den Betrieb des Starlink–Netzes in Deutschland zuständig sein. Alles in allem darf damit gerechnet werden, dass Star–link im nächsten Jahr in Europa und spe–ziell in Deutschland zu haben ist, zu den Preisen gibt es nur Spekulationen.
Aber die Konkurrenz schläft nicht: Um Amazons 2019 angekündigtes Kuiper–Pro–jekt mit 3236 geplanten Satelliten in rund 630 Kilometer Umlaufhöhe war es länger still. Nachdem Amazon Ende Juli ankündig–te, mehr als 10 Milliarden US–Dollar in das Projekt zu investieren und die zuständige US–Fernmeldebehörde FCC die Genehmi–gungen zum Start erteilt hatte, kam wieder Bewegung in die Sache. Ein Jahrzehnt soll es dauern, bis die gesamte Konstellation oben ist. Amazon will seinen Internetzugang nicht selbst vermarkten, sondern über an–dere Firmen. Eine Kröte muss Amazon nach den Genehmigungsauflagen allerdings schlucken: Kuiper–Satelliten dürfen nicht die Kommunikation anderer bereits geneh–migter Satelliten stören, müssen also Star–link aus dem Weg gehen.